Letzte Station Hoffnung - Tagebuch eines Griesgrams

Tagebuch eines Griesgrams 1 - 03.02.2019


Hallo, mein Name ist Balou und ich bin 10 Jahre alt. Ich hatte ein zufriedenes Leben..

bis vor kurzem...

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Seit ich denken kann, lebte ich bei meinem Herrchen. Ich wohnte in
einem Zwinger mit Garten und Herrchen war immer für mich da. Herrchen und ich gehörten zusammen. Er war alles für mich. Wir hatten noch ein weiteres Rudelmitglied, es war eine Frau, aber ihre Stellung im
Rudel war immer unter mir.
Sie hat mir ab und zu mein Futter gebracht, mehr war sie nicht für mich. Herrchen war mein Beschützer und ich seiner. Ich habe ihn immer verteidigt- Eines Tages kam Herrchen mit einem Metallkorb an und sagte zu mir- der ist zu deiner eigenen Sicherheit. Das war für mich in Ordnung, weil Herrchen sich um mich sorgte und nun trug ich immer bei den Gassigängen diesen Maulkorb zu meiner eigenen Sicherheit.  

Irgendwann kam die Zeit, dass Herrchen mich immer seltener besuchte
und plötzlich kam er gar nicht mehr. Ich war schrecklich traurig und
verunsichert. Die Frau kümmerte sich um mich. Sie war so furchtbar
schwach und weinte viel. Mir wurde klar, dass ich nun der Rudelführer
war. Eine große Verantwortung. Mein Revier musste gesichert werden,
ich musste auf die Frau aufpassen. Manchmal vergaß sie ihre Stellung, aber ich brauchte sie nur kurz verwarnen und ihr war wieder klar, wer hier das Sagen hat.
Herrchen fehlte mir schrecklich, aber er kam nicht zurück. Ich
fühlte mich sehr allein gelassen. Alles änderte sich. Es kamen fremde
Leute und die Frau war zu schwach, um unser Revier zu verteidigen. Es
war zum verrückt werden. Ich war sehr unzufrieden mit ihr.
Eines Tages kam die Frau mit 2 Fremden zu mir. Es war unfassbar.. so
eine Dreistigkeit. Als die Frau meine Zwingertür öffnete, bin ich
gleich an ihr vorbei und habe den beiden Fremden erstmal die Meinung
gesagt. Ich war so wütend und die Fremde hat geschrien. Plötzlich hatte sie meinen Metallkorb in der Hand. Ich war völlig überrascht. Für einen kurzen Moment hatte ich mein Herrchen vor meinen Augen und bevor ich mich versah, hatte die Fremde mir den Korb aufgesetzt.

Sie nahm mich an die Leine und ich musste in das Auto einsteigen.

Ich war völlig überfordert. Ich habe noch nie in einem fremden Auto gesessen. Viele fremde Gerüche nach anderen Hunden und Menschen, aber nichts vertrautes. Die Frau stand nur da und weinte. Sie war so schwach.

Wir fuhren sehr lange...

Tagebuch eines Griesgrams 2 - 04.02.2019


...ich war noch nie so lange im Auto. Ich spürte die Aufregung der Fremden. Menschenweibchen sind so schwach. Sie versuchte mich zu beruhigen, aber ich hatte einfach nur Angst. Alles war fremd und ich wusste nicht, was mit mir passiert.

Plötzlich fuhr das Auto langsamer und ich sah ein paar Bäume. Bäume waren gut. Herrchen und ich waren öfters im Wald spazieren. Dann hielt das Auto an und es wurde ganz still.

Ich war sehr angespannt, weil ich nicht wusste, was als nächstes kommt. Ein bisschen Sicherheit gab mir der Maulkorb. Dann wurde die Klappe geöffnet und die Fremde stand wieder vor mir. Neben ihr stand ein Mann und wieder ein Menschenweibchen. Ich habe sofort losgebellt, damit alle gleich Bescheid wussten, dass man mich nicht anfassen darf. Ich hatte wirklich Angst. Dann hat mich der Mann an die Leine genommen und irgendetwas sagte mir, dass ich ihm vertrauen kann. Er brachte mich in einen großen Auslauf, der viel größer als in meinem Zuhause war. Der Mann nahm mir den Maulkorb ab und ließ mich alleine.

Es waren viele Gerüche von anderen Hunden dort und ich sah mich vorsichtig um. Es war niemand da und langsam beruhigte ich mich. Durch das Gitter konnte ich eine Hündin sehen, die auf einer Wiese herumtollte. Ganz hinten war ein Wald. In einem Raum stand ein Napf mit Futter und Wasser und ein großes Hundekörbchen mit Decken. Ich war erschöpft, hungrig und müde. Langsam wurde es dunkel. Ich legte mich in das Körbchen. Ich war immer noch alleine. Es schien keine Gefahr zu bestehen, deshalb machte ich die Augen zu und spitzte die Ohren. Irgendwann schlief ich ein.

Tagebuch eines Griesgrams 3 - 05.02.2019


Es war recht früh und wurde gerade hell, als die anderen Hunde anfingen zu bellen. Ich hatte schlecht geschlafen. Es waren in der Nacht viele Geräusche, die ich nicht zuordnen konnte. Ich stand auf und lief in den Auslauf...

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Ein Menschenweibchen ließ einen schwarzen Hund in die Wiese. Der Hund schien zufrieden zu sein.
„Guten Morgen, Balou“, rief mir das Menschenweibchen zu. Ich quittierte ihren Gruß mit einem Brummen.
Dann ging sie wieder. Nach einiger Zeit kehrte sie zurück, der Schwarze wurde von der Wiese geholt und das hübsche kleine Hundemädchen vom Vortag wurde herausgelassen.
Alle waren ausgeglichen und ich hörte den Schwarzen nebenan sein Futter mampfen.
Zu mir kam sie nicht und das war auch gut so.
Seit ich denken kann, haben die Menschenweibchen Angst vor mir. Ich merkte schon früh, dass ein leichtes Knurren schon Unbehagen bei ihnen auslöst. Ich konnte ihre Angst riechen.
Also lernte ich, Knurren verleiht mir Macht. Herrchen fand das in Ordnung. Ein Hund muss aufpassen, hat er gesagt. Deshalb habe ich sofort geknurrt, wenn mir irgendetwas nicht passte und ich konnte mich so ganz einfach durchsetzen.
Wieder kam das Menschenweibchen und hatte einen fremden Hund dabei. Der Hund war groß, kräftig und hatte einen riesigen runden Kopf. Er wirkte sehr selbstbewusst. Sie gingen an mir vorbei und der Hund rannte auf die große Wiese, die genau gegenüber von mir lag. Das Menschenweibchen eilte wieder an mir vorbei.
Sie beachtete mein Brummen gar nicht. Nach einer Weile kam der große Hund zur Gittertür und setzte sich hin. Er wartete offenbar. Er saß mir genau gegenüber. Zwischen uns lag nur ein breiter Durchgang. Er starrte mich an. Unsympathisch.. er starrte mich unentwegt an, ließ den Blick nicht von mir und rührte sich nicht.
Ich knurrte- keine Reaktion.
Dann wurde er wieder abgeholt und lief abermals dem Menschenweibchen hinterher. Er gehorchte sogar. Ich war etwas überrascht. Irgendwie respektierte er sie, obwohl er es nicht nötig gehabt hätte.

Dann kam der Mann, den ich am Tag meiner Ankunft schon kennengelernt hatte. Er war nicht allein. Auch das Menschenweibchen, das ich am Tag meiner Ankunft gesehen hatte, war bei ihm. Sie sprachen mit mir und gaben mir leckere Dinge. Ich mochte ihn, sie knurrte ich an. Der Mann öffnete die Tür und ich lief an ihm vorbei in die große Wiese. Das Menschenweibchen kam mit dem hübschen Hundemädchen nach. Die Kleine freute sich, als sie mich erblickte und ich vergaß alles um mich herum. Sie war toll. Ich hatte bisher wenig Kontakt mit anderen Hunden. Bisher gab es nur mein Herrchen, mich und die schwache Frau. Auf unseren Gassigängen hatten wir ab und an ein paar Hundebegegnungen, aber nur von weitem.
Jeder, der uns sah, machte einen großen Bogen um uns.

Das Hundemädchen lief freudig auf das Menschenweibchen zu und ließ sich anfassen. Es schien ihr nicht unangenehm zu sein, ganz im Gegenteil, sie mochte es.
Mich hat nur mein Herrchen anfassen dürfen.
Kein anderer Mensch hätte es gewagt. Ich hätte es nicht geduldet.

Der zweite Tag steckte voller Überraschungen und neuen Eindrücken.
Etwas berührte mich heute und ich empfand es nicht als unangenehm.  Es war, dass ich an diesem Ort keine Angst riechen konnte.

Erschöpft von den vielen Erlebnissen schlief ich in dieser Nacht ganz tief.

Tagebuch eines Griesgrams 4 - 06.02.2019


Die folgenden Tage wurden zu einem gewohnten Ablauf. Ich durfte mit dem hübschen Hundemädchen in der Wiese laufen und wurde ignoriert. Ich knurrte beim rein und rauslassen, aber es ging keiner drauf ein...

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Es roch überhaupt nicht nach Angst. Sie beachteten mich einfach gar nicht. 

Ich fand es die ersten Tage durchaus notwendig, die Menschenweibchen immer wieder zu verwarnen, mich bloß nicht anzufassen...
Nachdem ich merkte, dass sie nichts von mir forderten, ließ ich es sein.
Mein Leben wurde richtig interessant. Zuhause war mir manchmal langweilig, aber hier gab es immer etwas zu sehen und ich lernte noch andere Hundedamen kennen. 

Sogar der schwarze Rüde war mir nicht unsympathisch.
Gestern ist eines der Menschenweibchen mit ihm in der Wiese gewesen. Sie hat immer etwas geworfen und der Schwarze ist hinterhergerannt.
Sowas kenne ich gar nicht.
Offenbar hatten sie Spaß. Sie kam dann zu mir und gab mir ein Stück Wurst. Das war sehr lecker.
Anschließend hat sie die Wurst geworfen und meine Freundin lief sofort los und fraß sie auf.
Ich habe mich gar nicht bewegt, weil mir nicht ganz klar war, warum sie mir die Wurst nicht direkt gibt.
Herrchen hat mich immer bellen lassen, wenn ich etwas haben wollte und das tat ich dann auch.
Dann hat sie die Wurst in mein Maul geworfen. Das hat mir sehr gefallen. Mittlerweile rufen die Menschen mich immer und wenn ich komme, geben sie mir etwas Leckeres.
Langsam fühle ich mich gar nicht so unwohl in meiner neuen Unterkunft. 

Tagebuch eines Griesgrams 5 - 07.02.2019


Heute kam das Menschenweibchen mit etwas ganz besonderem...

Sie setzte sich vor meine Tür und gab mir rohes Fleisch. Das war richtig lecker.
Dabei erzählte sie und erzählte.
Ich wusste zwar nicht was sie redete, aber mir gefiel der Ton ihrer Stimme.
Ob wohl alle Menschenweibchen so viel reden?
Ich bin jetzt wirklich neugierig geworden, diese entspannte Atmosphäre gab mir ein gutes Gefühl. 
Irgendwie denke ich das war es was mich gerade so ruhig gemacht hat.
Mir fällt es noch schwer, zu zeigen, dass mir das gefällt, aber irgendwie fühlte sich das gut an.
Ist mir auch irgendwie seltsam- da sitzt ein Menschenweibchen im Kalten und erzählt und erzählt...
Hallo? Hat sie keine Bange vor mir?
Das ehemalige Menschenweibchen roch nur nach Angst, so dass ich immer auf alles rundum aufpassen musste.
Irgendwie bin ich wirklich arg neugierig, aber wehe sie wagt es mich anzufassen, das werde ich mir definitiv nicht gefallen lassen.
Im Auslauf habe ich das Wort "bürsten" vernommen. Das Wort kenne ich, keiner darf das. Nicht einmal mein Herrchen durfte mich bürsten, zumindest nicht ab Rückenmitte nach hinten.
Na ja, hier sind sie alle entspannt, ich warte einfach einmal was auf mich zukommen wird.
Brummen kann ich dann ja immer noch.
Über 10 Jahre erfolgreich durch brummen Bescheid sagen, da können die hier noch so entspannt sein...

Tagebuch eines Griesgrams 6 - 08.02.2019


Heute war wieder das Menschenweibchen da und sie hat mit einem äußerst attraktiven Hundemädchen gespielt.

So ganz verstehe ich noch nicht warum sich alle Hunde hier fast überschlagen
wenn das Menschenweibchen vorbeikommt...

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...obwohl ich ja wirklich zugeben muss dass sie gar nicht sooo doof ist und Angst hat sie auch keine vor mir.
Das Hundemädchen heißt Nicki, jedenfalls wird sie so gerufen.
Ich verstehe immer noch nicht, was daran toll sein soll, hinter einem toten Gegenstand herzulaufen.
Aber die anderen finden es offenbar lustig.
Heute Nachmittag wollte mir ein Menschenweibchen, das ich noch nicht kannte, eine Kaustange geben.
Ich habe sie ausgespuckt und das Weibchen erstmal richtig deftig angeknurrt. 

Kann ich gut- wie ihr wisst habe ich viele Jahre Übung darin.
Als der Mann dann kam, hat er mir die Stange nochmal gegeben und ich habe sie ganz stolz in mein Hundebett getragen. Den Mann kann ich wirklich gut leiden, er strahlt Stärke aus. 

Tagebuch eines Griesgrams 7 - 10.02.2019


"Ich habe einen Blick aus Hundeaugen gesehen,
einen sich rasch verlierenden Ausdruck erstaunter Geringschätzung-
und ich bin überzeugt, dass Hunde im Grunde denken, Menschen seien verrückt."
(John Steinbeck)

Heute war ein ganz besonderer Tag. Das Menschenweibchen war wieder da. Wenn sie kommt, sagt sie immer- hallo, mein Freund-, dann geht sie zu meiner Tür und fragt- magst ein Lecker?

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Klar mag ich und sie hat immer Wurst dabei. Anschließend lässt sie mich auf die Wiese und fragt wieder- Lecker?-und ich bekomme meine Wurst.

Danach verlässt sie mich und geht zu den anderen Hunden.
So ist das Ritual.. jedes Mal.
Aber heute war ich nicht lange alleine.
Der Mann, den ich so mag, kam und in der Hand hielt er etwas, was ich nicht zuordnen konnte.
Er sprach mich in einem ruhigen Ton an, legte mir etwas um den Hals und öffnete das Tor zur Wiese.
Aber dieses Mal ging er nicht in Richtung Auslauf, sondern lief mit mir durch ein weiteres Tor. So langsam erinnerte ich mich an etwas, was ich schon so lange nicht mehr gemacht habe- Gassigehen. Das Menschenweibchen wartete schon vorne mit einem Hundemädchen und dann sind wir zusammen los. Ich war total aufgeregt. So viele Gerüche und ich durfte mir ganz viel Zeit lassen, um zu schnüffeln. Meine Nase war nur auf dem Boden. Es war richtig spannend. Ich habe es so genossen. Wir sind dann zum Wald gelaufen und das Menschenweibchen rief meinen Namen. Aber das interessierte mich gar nicht. Mein Name wurde schon so oft gerufen und ich habe gelernt ihn bei Bedarf zu ignorieren. Sie rief noch ein paar Mal, aber ich war gerade beschäftigt oder hatte keine Lust. Dann rief sie- Lecker- und ich konnte nicht widerstehen. Ich bin zu ihr geeilt und habe mir meine Wurst abgeholt, bevor die gierige Hündin sie sich schnappte. Es war ein wirklich schöner Spaziergang. Als wir zurück kamen, stand ein ziemlich großes Hundemädchen (Owtscharka) auf der Wiese. Sie war jung, schwerfällig und tollpatschig. Ich bin wirklich der Hundedamenwelt sehr zugetan, aber bei diesem Geschöpf war ich überfordert. Ihre Körpergröße, der riesige Kopf und der Gesichtsausdruck ließen mich erstarren und bevor ich zu dem Ungetüm in die Wiese gelassen wurde, habe ich sofort geknurrt.
Der Mann hat mich dann in meinen Auslauf gelassen.
Ich war wirklich froh das ich nichts bez. der riesigen Hündin selbst regeln musste, der Mann mich beschützt und in Sicherheit gebracht hat.
So ging für mich ein schöner Tag zu Ende.
Ganz ehrlich? Ich glaube ich hatte schon sehr lange nicht mehr so schöne und spannende Tage in meinem Leben...

Tagebuch eines Griesgrams 8 - 12.02.2019


Ich erinnere mich...

Ich habe immer in einem Zwinger gewohnt, das war für mich ok.
Anderes kannte ich nicht und mein Herrchen hat sich ja um mich gekümmert.
Oft gingen wir Gassi, oder ich durfte mit ihm im Garten sein.
Das Haus konnte ich sehen, wie es drinnen war, das weiß ich nicht.
Schon vor längerer Zeit wurde dann alles anders für mich.
Ich habe gespürt, dass es Herrchen nicht gut geht und er kam oft nicht mehr zu mir, manchmal sah ich ihn über längere Zeit gar nicht.
Dann hat mir die ängstliche Menschenfrau mein Essen gebracht.
Ich wollte gern wissen wie es meinem Herrchen geht, warum er nicht zu mir kommt- aber sie hat meine Sprache nicht verstehen können.
Einmal war Herrchen lange nicht zu sehen oder zu riechen.
Dann sah ich ihn wieder.
Er kam mit so einem Gestell auf die Terrasse und hat zu mir rüber gesehen.
Beinahe hätte ich ihn nicht erkannt. Er sah anders aus als sonst, er roch anders als sonst.
Ich habe ihn gerufen, aber er ist nicht gekommen.
Herrchen hat sich oft von weitem vergewissert, dass ich da bin.
Ich war seine Hoffnung. Wenn ich ihn verlassen hätte, wäre seine Hoffnung gestorben.
Das machte mich traurig. Ich wäre gerne bei ihm gewesen und hätte ihm gezeigt wie sehr er mir fehlt.
Gerne hätte ich ihn getröstet.
Eines Tages kam er auch nicht mehr auf die Terrasse.
Ich habe ihn nie wieder gesehen.
Dann hat mich ein fremdes Menschenweibchen weggeholt.
Ich wurde ihm einfach entrissen, ohne das ich mich verabschieden durfte.
Das machte mich unendlich traurig und auch wütend.
Ich wusste ja nicht das dies fremde Menschenweibchen von meinen Menschen beauftragt wurde.
Jetzt bin ich schon seit zwei Wochen nicht mehr Daheim.
Das Menschenweibchen hier hat mir gesagt das mein Herrchen nicht mehr bei mir sein kann, aber er hat sich für mich ein ganz tolles Zuhause gewünscht. Sie sagte das ich vergessen muss und mich auf Neues einlassen soll.
Ich muss einfach kompatibler werden, dann suchen sie für mich eine Gnadenstelle.
Dort darf ich dann als "Für-immer-DSHN-Hund" bleiben.
Keine Ahnung was sie meint, sie redet ja immer ziemlich viel mit mir...
Ist aber auch egal, sie wird schon wissen was sie sagt und sie hört sich auch immer so an als ob ich ihr- obwohl sie ja nur ein Menschenweibchen ist- zumindest ein wenig vertrauen kann.

Tagebuch eines Griesgrams 9 - 14.02.2019


Wenn mir vor ein paar Wochen jemand gesagt hätte, dass ich mich mal über ein Menschenweibchen freue, hätte ich ihn angeknurrt...

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Als das Menschenweibchen heute kam, stand ich schon wedelnd am Tor. Sie hat mir wieder meine Wurst gegeben und mich auf die Wiese gelassen. Aber dieses Mal ist sie nicht gegangen, sondern blieb noch bei mir.
Habe ich schon einmal erwähnt das ich ganz häufig viele Fragezeichen im Kopf habe?
So alles verstehe ich (noch) nicht was mit mir passiert.

Ich war gespannt, irgendetwas war anders. Sie ging zum Tor und rief mich. Neugierig bin ich zu ihr gelaufen. Sie hielt mir eine Wurst hin und legte mir dabei behutsam ein Halsband um.

Ich konnte es kaum erwarten, die Wiese zu verlassen. Ich liebe Gassi gehen. Wir sind dann den Feldweg hoch und anschließend in den Wald. Die Sonne schien und der Weg war voller Gerüche. Der Schwarze war vor kurzem hier langgelaufen und eine Hündin hatte ihn begleitet. Eine Rehspur kreuzte den Weg und dort war ein Hase langgehoppelt. Es gab so viele interessante Neuigkeiten zu erschnüffeln. Meine Nase arbeitete auf Hochtouren. Wie sehr habe ich das vermisst.

Dann liefen wir den Weg entlang, den ich immer von der Auslaufwiese sehe. Normalerweise bin ich derjenige, der am Zaun steht und den anderen Hunden bei ihren Spaziergängen zusieht, aber dieses Mal war ich auf der anderen Seite und das machte mich direkt stolz. Ich habe mich ganz groß aufgebaut, damit die anderen mich auch sehen. Wir liefen weiter und auf unserem Weg machte sich eine große Pfütze breit. Hatte ich schon erwähnt, dass ich keine nassen Pfoten mag? Offenbar hat das Menschenweibchen ein ähnliches Problem und wir machten beide einen großen Bogen um die Pfützen. Anschließend kamen wir zu einer Stelle, an der schon mehrere Rüden ihr vermeintliches Revier markiert hatten. Ich brauchte eine Weile, bis ich endlich die richtige Stelle gefunden hatte, um zu markieren. Immerhin wohne ich jetzt hier und das musste den anderen schon deutlich gemacht werden. Nächstes Mal werde ich die Stelle sicherheitshalber nochmal überprüfen. Als wir zurück kamen, habe ich noch eine Kaustange bekommen. 
Wieder war es ein schöner Tag für mich.

Tagebuch eines Griesgrams 10 - 16.02.2019


Ich freue mich ganz leise, aber ich warte auch darauf das alles wieder wird wie vorher...

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Ich bin noch misstrauisch. Gerade läuft es gut für mich und was, wenn plötzlich alles wieder vorbei ist? Ich sehe mich eingesperrt und alleine in meinem alten Zwinger. Die Frau hat mich gefüttert, aber Zuneigung habe ich nicht gespürt.

Es ist für mich keine Selbstverständlich jemandem zu vertrauen.

Ich habe nur mein Herrchen gehabt und wenig soziale Kontakte. Deshalb gehe ich lieber erst sehr misstrauisch auf fremde Menschen zu.

Wenn sich aber jemand die Zeit nimmt und versucht, mein Vertrauen in kleinen Schritten zu gewinnen, mag ich eigentlich die Anwesenheit des Menschen. Das ist mir mittlerweile klar geworden.

Wie ich damit umgehen werde, das weiß ich noch nicht.

Meine Seele hat schon so viele Dinge verkraften müssen...

Ich muss wirklich noch skeptisch bleiben...

 

 

 

 

 

 

Tagebuch eines Griesgrams 11 - 18.02.2019


Je länger ich hier bin, desto mehr habe ich das Gefühl, das ich angekommen bin.
Ich mag diese geregelten Abläufe. Sie geben mir wirklich viel Sicherheit.

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Mittlerweile habe ich einige Menschenweibchen hier kennengelernt und ich muss sagen, dass sie alle nett zu mir sind und mich auch ehrlich mögen. Ich kann riechen, ob hinter einer Fassade Angst steckt oder das Nette aufgesetzt ist.
Hier ist eine entspannte Atmosphäre.
Der Mann besucht mich regelmäßig. Er ist hier der Rudelführer.
Heute hat mich das Menschenweibchen wieder zum Gassigang abgeholt. Wir sind uns jetzt schon vertrauter und ich habe mich von ihr anleinen lassen. Unser Spaziergang führte wieder über den Feldweg in den Wald.
Ich habe wieder viel geschnüffelt, aber sobald das Menschenweibchen -Balou Lecker- gerufen hat, bin ich sofort zu ihr gelaufen.
Nur zur Info falls DU (irgendwann...) meine Gnadenpflegestelle werden möchtest: ich liebe Fleischwurst...
Wenn wir unterwegs sind, zieht sie nie an der Leine. Sie ruft kurz -hier lang- und geht in eine bestimmte Richtung. Da ich mich hier noch nicht so gut auskenne, folge ich ihr. Es läuft ziemlich entspannt zwischen uns.
Dann kamen wir wieder an meinem Markierungspunkt vorbei und ich konnte nochmal mein Revier bestätigen.
Ein Rüde hatte tatsächlich die Frechheit besessen, an meinen Stein zu pinkeln.
Nachdem ich ausgiebig mein Revier markiert hatte, haben wir uns auf den Rückweg gemacht und irgendwie habe ich mich gefreut, als ich das weiße Tor von weitem sah.
Es war ein schöner Spaziergang, aber jetzt war ich wieder Zuhause.

 

Tagebuch eines Griesgrams 12 - 22.02.2019


Mittlerweile kann ich es kaum abwarten, bis wir endlich wieder Gassi gehen

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Als wir auf den Hof kamen, stand der Mann mit einem Hundemädchen dort und wartete auf uns.
Das Mädchen hat mich erstmal furchtbar angebellt, aber als sie merkte, dass ich eigentlich ein netter Kerl bin, hat sie sich beruhigt.
Ihr Name war Mara. Sie durfte ohne Leine laufen, war aber die ganze Zeit nah bei dem Menschenweibchen und hat ständig zu mir rüber gesehen.
Ich habe öfters diese Wirkung auf Frauen. Das liegt vermutlich daran, dass ich mit meiner Körpergröße ziemlich beeindruckend wirke und nicht gerade unansehnlich bin. 

Ich dachte mir, ich lasse sie mal ganz in Ruhe und dann kommt sie von alleine. Sie war wirklich sehr schüchtern.
Als das Menschenweibchen mich gerufen hat, um mir ein Stück Wurst zu geben, bin ich zu ihr gelaufen.
Nett wie ich bin habe ich Mara den Vortritt gelassen.
Allerdings nicht, ohne das Menschenweibchen mit einem Wuff daran zu erinnern, mir auch ein Stück zu geben.
Ich beherrsche übrigens die Aufforderung-Sitz und Platz- aber nur für eine Gegenleistung oder wenn ich es möchte. Grundsätzlich finde ich es blödsinnig Sitz und Platz zu machen.
Am albernsten ist allerdings „Pfötchen geben“. Das ist nun wirklich unter meiner Würde. Mara und ich haben später doch noch zusammen geschnüffelt. Ich mochte sie, weil sie so zurückhaltend war. Dominante Damen sind mir ein Gräuel. Die knurre ich auch mal an.
Am Ende unseres Spaziergang erreichten wir wieder meinen Stein. Es ist mir außerordentlich wichtig, den zu markieren. Ich lasse mir dort immer sehr viel Zeit, um die richtige Stelle zu treffen.
Dann musste ich mich von Mara verabschieden, aber ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.

 

Tagebuch eines Griesgrams 13 - 24.02.2019


In meinem jetzigen Zuhause sind viele Hunde

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Irgendwie mag ich den schwarzen Rüden besonders gerne. Er heißt Orka.
Obwohl er immer sehr aufgedreht ist, hat er eine positive Ausstrahlung.
Ich stelle immer wieder fest, dass wir einen ähnlichen Hundegeschmack haben. Wir mögen keine Hunde, deren äußere Erscheinung entartet ist.
Ich denke, ich drücke mich da richtig aus. Die Mimik mancher Rassen- so nennt ihr Menschen die wohl- ist teilweise so unleserlich, dass ich und offenbar auch der Schwarze dadurch verunsichert sind. Die bellen wir erstmal an.
Irgendwie macht das auch Spaß. Ich stehe meistens am Zaun und belle, der Schwarze rennt lieber am Zaun lang und macht Radau.

Wir sind ein richtiges Team und alle haben Respekt vor uns.

Als wir heute vom Spaziergang zurück kamen, standen mir auch die Haare zu Berge.
Ich konnte einfach nicht zuordnen, welches Geschöpf in der ersten großen Wiese stand.
"Es" war groß, ganz schmal, ganz hell- und es hatte hervorstehende Augen...
Ich habe erstmal gebellt und ganz provokant den großen Baum markiert.
Die Hunde, die direkt in meiner Nachbarschaft wohnen, kenne ich mittlerweile recht gut. Sie sehen für mich alle normal aus und ich kann sie gut lesen.
Dort ignoriere ich auch das Gebell von dem pubertierenden Junghund, der sich versucht stark zu machen. Ein Rüde in meiner Position lässt so jemanden links liegen.
Ich gebe zu, mir gefällt mein Zuhause immer mehr. Ich erlebe jeden Tag etwas spannendes und ich habe schon lange keine Menschen mehr angebrummt, weil alle offen, respektvoll und nett zu mir sind.
So langsam verschwindet meine Erinnerung. Ich bin offen für mein neues Leben.

 

Tagebuch eines Griesgrams 14 - 27.02.2019


Heute waren das Menschenweibchen und ich wieder im Wald.
Es war so aufregend...

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Der ganze Boden war voller Gerüche.
Mein Hirn arbeite auf Hochtouren und das Menschenweibchen hat mich immer wieder gerufen, weil ich förmlich in einer anderen Welt war.
Ihr könnt euch das schlecht vorstellen, weil eure Nase zu weit vom Boden weg ist, aber für uns Hunde bietet der Boden einen richtigen Blockbuster.
Wir sind an einen Bach gekommen und gemeinsam drüber gesprungen. Irgendwie hat das Spaß gemacht. Ich habe sowas schon ewig nicht gemacht.
Als wir zuhause ankamen, wurde ich in einen fremden Auslauf zwischengeparkt, weil Marvin in meinem Auslauf war.
Marvin ist immer auf der Suche nach Kontakt. Ich finde ihn direkt aufdringlich, aber die Menschen sagen, er wäre ein unheimlich lieber Kerl.
Alle mögen ihn und er freut sich über jeden Besuch. Mir persönlich ist er eher unsympathisch, weil er in MEINEM Auslauf umherläuft und seine Markierung setzt. Ekelhaft...
Das Menschenweibchen kam später mit zwei anderen, mir nicht bekannten Menschenweibchen zu mir.
Ich dachte mir, wenn sie die anschleppt, ist das in Ordnung. Deshalb habe ich auch nicht geknurrt
*stolzaufmichbin*
Ja, Knurren.. ein großes Thema für euch Menschen.
Ihr wundert euch, wenn ein Hund sich Zuhause nicht euren Erwartungen entsprechend benimmt?
Da muss ich euch wirklich mal sagen das ihr die "Schuld" dafür bei euch suchen müsst.
Ihr fragt warum? Das ist doch ganz einfach:
Wir lesen euch den ganzen Tag, wir kennen eure Schwachstellen und ihr bestätigt unser „Fehlverhalten“ unbewusst mit Aufmerksamkeit.
Als ich klein war, reichte ein Blick meiner Mutter aus und ich wusste, dass ich eine Grenze überschritten hatte.
Sie hat nie diskutiert.
Ihr Menschen lasst uns unseren Spielraum.
Oft seid ihr so inkonsequent.
Wir dürfen im Grunde selbst entscheiden und wenn wir erwachsen sind, dann fühlt ihr euch oft überfordert.
Dann ist das, was früher niedlich war, ein schwerwiegendes Vergehen, ein sonderbares Verhalten.

Hier gibt es klare Regeln und das macht das Leben wesentlich entspannter. Ich habe nicht mehr das Gefühl, mich um alles kümmern zu müssen. Hier darf ich einfach Hund sein.

 

Tagebuch eines Griesgrams 15 - 04.03.2019


Es war tolles Wetter und eigentlich hatte ich gedacht, wir gehen wieder alleine Gassi.
Oder vielleicht ist auch die hübsche ♥Mara♥ mit dabei (hatte ich schon erwähnt das ich sie toll finde?)
Und? Was steht am Eingangstor? 

 

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Ein langhaariger Rüde mit tierisch guter Laune.
Ich war direkt schlecht drauf und habe den auch gleich mit einem Brummen begrüßt.
Er sollte lieber gleich wissen, dass seine gute Laune mir so richtig auf den Geist geht.
Ein Mann und ein kleiner Mensch waren auch mit dabei. Das war mir aber ziemlich egal.
Mir passte einfach nicht, dass der Rüde dabei war. Ich habe ihn erstmal ignoriert, aber wenn er mir zu nah kam, habe ich ihm gleich „Vorsicht!“ signalisiert.
Irgendwie hat seine Anwesenheit mich komplett gestört und es nervte mich deshalb auch, als das Menschenweibchen ein „Sitz“ gegen Wurst tauschen wollte.
Nein, meine Stimmung war entsprechend und deshalb habe ich ihr nur in einem brummigen Ton geantwortet.
Als der langhaarige Kerl Abstand gehalten hat, war ich „etwas“ zufriedener, aber wirklich gepasst hat es mir nicht.
Das Menschenweibchen hat gesagt, ich sei eine launische Diva, was auch immer das heißen mag.
Ich hoffe wirklich das sie mir nicht noch einmal so einen übermotivierten Langhaar hier anschleppt.

 

Tagebuch eines Griesgrams 16 - 14.03.2019


Gestern war es unheimlich stürmisch und es hat geregnet. Aber ich habe mich sehr gefreut, als das Menschenweibchen mich geholt hat...

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... und habe gleich fordernd gebellt.
Ich hatte es ganz eilig endlich wieder Gassi zu gehen.
Auf dem Hof wartete eine Überraschung auf mich- Mara.
Sie war schon wieder unsicher und hat mich heftig angebellt, aber nicht so lange wie letztes Mal. Auf dem Feldweg ist sie ein Stück neben mir gelaufen und hat mit mir geschnüffelt. Trotzdem hielt sie sich immer ganz nah bei dem Menschenweibchen auf. Vermutlich war es der starke Wind, der ihr ein bisschen Angst gemacht hat. Es kamen auch tatsächlich merkwürdige Geräusche aus dem Wald. Aber das Menschenweibchen hatte einen strammen Schritt und redete munter, deshalb hielt ich die Geräusche nicht für bedenklich. Wenig später erreichten wir den Bach. Dieses Mal stand das Wasser ziemlich hoch und da ich keine nassen Füße mag, habe ich mir die schmalste Stelle ausgesucht und bin rüber gesprungen. Mara ist gleich zu Anfang rüber, aber sie ist auch sehr sportlich und schlank. Wir sind dann weitergelaufen und in der Ferne sahen wir eine Katze. Ich merkte, wie das Menschenweibchen den Griff um die Leine festigte. Ob sie dachte, ich spurte gleich hinter der Katze her? Warum sollte ich? Ich bin ein gestandener Rüde und eine Katze in der Ferne interessiert mich gar nicht. Kommt sie in meinen Bereich, habe ich immer noch Zeit, das zu regeln. Das Menschenweibchen hat gelacht und gesagt, ich wäre „der Pate“. Ich weiß nicht was das heißt, aber es hört sich ruhig und überlegen an. Mara regte sich gleich über die Katze auf. Diese jungen Dinger haben manchmal so schwache Nerven. Ich pöble nie. Was ich sage, meine ich auch so. Meine Körperhaltung reicht aber in der Regel aus, meinem Gegenüber zu zeigen, wer hier was zu sagen hat. Normalerweise wagt es dann keiner mehr, mir zu Nahe zu kommen. Die meisten Hunde sind sowieso Schaumschläger. Viel Lärm um nichts. Warum sollte ich mich also über eine Katze aufregen, die noch so weit weg ist? Als wir das Tor erreichten, war von ihr nichts mehr zu sehen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und ich freute mich schon auf mein Abendessen und meine weiche Decke.

Tagebuch eines Griesgrams 17 - 19.03.2019


Heute war ich richtig enttäuscht. Das Menschenweibchen kam und ich habe mich gefreut. Sie gab mir ein Stück Wurst und ging zu dem Schwarzen...

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...ich habe sie gerufen, aber sie ist nicht gekommen.
Wenig später sah ich, wie sie eine Hündin neben meiner Wiese in den Auslauf brachte.
Ich stand am Zaun und habe gerufen, aber sie ist wieder nicht gekommen.
Das müssen wir wirklich noch üben!
Als mein Herrchen noch fit war und ich ihn aus Langeweile gerufen haben, kam er sofort angerannt. Er rief schon von weitem: Balou- Aus!dieLeute! Er hat richtig gut gehorcht. Ich brauchte nicht mal lange bellen.
Sofort kam er - Balou- Aus!dieLeute!
Hier in meinem neuen Zuhause funktioniert das gar nicht. Erst nach langer Zeit, ich habe wirklich oft gerufen, kam sie endlich zu mir. Im Grunde verstehen wir uns gut.
Sie reagiert, wenn ich Wurst haben möchte und an der Leine läuft sie auch gut. Nur mit dem Hören hapert es etwas.
Auf unseren Gassigängen sind wir schon ein gutes Team. Wir kamen heute an einer riesigen Pfütze vorbei. Ich bin zu ihr hin, weil ich mir nicht sicher war, ob sie das Problem schon erkannt hatte. Natürlich nicht. Erst als ich vor dieser riesigen Pfütze stehen blieb, reagierte sie. Sie sah aber sofort einen Ausweg aus der Situation.
Sie hat einen anderen Blickwinkel als ich und kann daher besser sehen, welchen Weg man eventuell nehmen kann, ohne nasse Füße zu bekommen.
Da ist sie im Vorteil, während ich ihr mit meiner Nase weit überlegen bin. Ich kann auch wesentlich schneller laufen. Meistens muss ich auf sie warten. Aber heute war ich schon recht dankbar, dass sie uns trockenen Fußes an der Pfütze vorbei geführt hat.

 

 

 

Tagebuch eines Griesgrams 18 - 03.04.2019


Ich bin jetzt schon fast 8 Wochen in meinem Zuhause und ich muss sagen, ich habe mich gut eingelebt. Jeden Tag passiert etwas spannendes. Obwohl ich ja schon ein paar Tage auf der Welt bin und eigentlich schon alles gesehen habe, ist mir gestern etwas ganz unerwartetes passiert

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 Das Menschenweibchen und ich waren gerade zusammen spazieren und wir kamen an der großen Pfütze an. Sie wollte mich wieder über das Feld an der Pfütze vorbei führen , aber die Pfütze war gar nicht mehr da. Ich dachte noch bei mir - so ein Blödsinn!- Es war eine grüne Fläche.. da stand ich auch schon im Nass. Ich habe mir nichts anmerken lassen, aber es war mir total unangenehm. Das Wasser in der Pfütze war grün. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Das nächste Mal achte ich darauf.

Heute war ein ganz besonderer Tag. Das Menschenweibchen hat Nicki geholt, kam aber ganz schnell wieder. Dann hat sie den Schwarzen angeleint und war auch wieder schnell da. Das passiert sonst nie. Dann war ich an der Reihe. Ich wusste, heute passiert was neues. Sie leinte mich an und als wir nach vorne kamen, warteten noch 5 weitere Hunde auf uns. Ich bin mit Mara gelaufen. Sie ist so ein niedliches Mädchen. Obwohl sie mich nach wie vor ignoriert, durfte ich an ihrem Ohr schnüffeln. Wir sind dann alle zusammen in den Wald gegangen. Marvin war auch dabei. Ich mag ihn nicht. Wenn er zu mir rüber gesehen hat, habe ich ihm ab und zu ein paar unschöne Dinge zugerufen. Immerhin markiert er nach wie vor meinen Auslauf. Er sollte ruhig wissen, dass ich ihn nicht mag. Ich habe festgestellt, dass ausrasten nichts bringt. Gib deinem Gegenüber mit klarem Bellen deinen Unmut zu verstehen, dann ist er mehr beeindruckt, als hysterisches WauWauWau. Außer Marvin waren noch Nicki, der Schwarze und zwei Hunde, die ich nicht kannte, dabei. Ich lief mit Mara ganz hinten. Das war auch in Ordnung, weil ich alle Stellen, die die Rüden markiert hatten, gleich übermarkieren konnte. Ich hatte wirklich viel zu tun. Normalerweise gehe ich lieber alleine spazieren, aber so mit Mara an der Seite und den anderen Hunden zusammen war es gar nicht schlecht. Als wir wieder zurück waren, habe ich noch ein großes Stück Kopfhaut bekommen. Irgendwie war es ein sehr schöner Tag.

Tagebuch eines Griesgrams 19 - 18.04.2019


Das Menschenweibchen und ich sind mittlerweile gute Freunde geworden.
Ein Menschenweibchen und ich, das hätte mir mal jemand vor ein paar Wochen erzählen sollen- nie hätte ich das geglaubt...

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Wenn wir Gassi gehen haben wir viel Spaß. Ich ignoriere jetzt nicht mehr absichtlich das Rufen, weil für mich jedes Mal etwas Leckeres rausspringt.
Aber es gibt eine Sache, die mich wirklich stört- es geht immer nach ihrer Nase, wann sie mir Lecker gibt.
Ich komme zwischendurch immer wieder an und fordere sie auf, mir was zu geben, aber dann sagt sie nur- na, mein Freund- und geht einfach weiter.
Das muss sich noch ändern.

Gestern ist uns etwas ganz gruseliges passiert. Am Waldrand standen 2 riesige Kreaturen auf denen 2 Menschen saßen. Ich bin brummend an ihnen vorbei, weil der Anblick mir regelrecht die Haare zu Berge stehen ließ. Ich dachte, ich hätte schon alles gesehen, aber so etwas ist mir noch nie begegnet.
Übrigens habe ich eine neue Nachbarin. Sie ist noch ganz jung, aber nett ist sie nicht. Als ich ihr guten Tag sagen wollte, hat sie mich ganz böse angebellt. Ich habe sie nur angesehen und gedacht- dann eben nicht-, dann bin ich gegangen. Normalerweise bemühe ich mich sehr um die Gunst der Damenwelt, aber die war wirklich sehr launisch. Ich lasse ihr einfach etwas Zeit, möglicherweise ändert sich ihr Benehmen ja noch.
Heute habe ich einen riesigen Knochen bekommen. Das Menschenweibchen hat gesagt, dass das ein Geschenk von Micky ist. Ich kenne Micky nicht, aber ich habe mich richtig darüber gefreut.

 

 

 

 

Tagebuch eines Griesgrams 20 - 29.04.2019


Es ist soweit...
Nach viel Training, Vertrauensaufbau, ignorieren, Liebe und Konsequenz geben- 
können wir nun voller Hoffnung schreiben:
Gnadenstelle gesucht...

 

 

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Helfen Sie uns für unseren (ehemaligen) Griesgram das Unmögliche wahr werden
zu lassen?
Balou sucht die berühmte Stecknadel im Heuhaufen:
Eine DSH- Nothilfe Dauerpflegestelle, welche liebevoll und trotzdem klar und konsequent ist. 
Die neue Pflegestelle müsste bereit sein, ihn mehrfach vor Ort zu besuchen,
um erst einmal sein Vertrauen zu gewinnen. 
Balou hat sein Leben lang draußen im Zwinger gewohnt. Sein Zuhause sollte über einen Zwinger mit Garten verfügen, da er mit einem Umzug ins Haus vermutlich völlig überfordert wäre.

Sie bekommen mental und finanziell Unterstützung von uns.
Sollten Sie sich angesprochen fühlen- melden Sie sich gerne:
0621-7027483
heidrun@dshn.de

 

Tagebuch eines Griesgrams 21 - 08.05.2019


Ich habe in der letzten Zeit viel erlebt. Das Menschenweibchen zeigt mir viele Dinge- Pferde, Kühe, Orte und andere Menschen. Ich war sogar schon mit einer fremden Frau Gassi. Das Menschenweibchen hat gesagt, ich soll nicht immer alles mit einem Brummen kommentieren, das würde andere verunsichern. Manche Menschen verstehen nicht, dass ich so kommuniziere und hätten dann Angst vor mir.

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Neulich waren wir auf einer neuen, ganz großen Wiese und ich durfte alles lange erkunden. Am Ende der Wiese stand ein Hundemädchen hinter dem Zaun und ich bin erstmal hin, um mit ihr zu flirten. Sie ist dann weitergelaufen, aber damit kann ich umgehen. Es gab soviel zu schnüffeln. Als mich das Menschenweibchen gerufen hat, bin ich sofort zu ihr. Sie hat dann Wurst geworfen und ich musste die suchen. Das hat Spaß gemacht. Heute sind wir nach unserem Spaziergang durch das große Tor ins Haus gegangen. Ich war die ganze Zeit schon neugierig, was sich hinter dem Tor befindet. Es roch dort richtig lecker und Futter lag in den Regalen. Dann hat sie mich in einen Raum geführt. Der Mann saß an einem Tisch und sprach mit mir, aber ich war total fasziniert von etwas ganz anderem..man konnte dort nach draußen gucken, ohne das da Stäbe waren. Ich war richtig verzaubert und habe die ganze Zeit hinausgestarrt. Das war wirklich komisch, ich konnte die Hunde, die vorbeigingen, gar nicht riechen. Was für ein Erlebnis.

Das Menschenweibchen hat sich später zu mir gesetzt und gesagt, dass sie jetzt ein Zuhause für mich suchen. Ich will gar nicht umziehen, aber sie hat mir versprochen, dass ich mir meine Menschen aussuchen darf. Sie sagte, die hätten dann ganz viel Zeit für mich und sie würden sich um mich kümmern und mich lieben, wie mein Herrchen das gemacht hat. Ich habe mittlerweile so viele Leute kennengelernt und ich muss sagen, ich mag es, dabei zu sein. Ich fühle mich auch ganz anders als früher und irgendwie möchte ich wieder meine eigenen Menschen haben. Ja, ich glaube, ich bin jetzt bereit dafür.

 

 

Tagebuch eines Griesgrams 22 - 25.05.2019


Irgendwie ist es komisch, aber meine Erinnerung an mein altes Zuhause verblasst. Ich erlebe hier jeden Tag so viel Neues und Aufregendes, dass ich mich nicht mehr an früher erinnern kann...

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Vor kurzem hat mich das Menschenweibchen geholt und zu dem kleinen Haus an der großen Wiese gebracht. Ich bin dort schon einmal ganz kurz drin gewesen. Als sie die Tür öffnete, war ich einen kurzen Moment etwas unsicher. Viele fremde Gerüche schlugen mir entgegen. Ich habe das Menschenweibchen angesehen und sie sagte- lauf Balou. Dann bin ich ins Haus gelaufen. Dort waren ganz viele Menschen. Es hat mir aber keine Angst gemacht, weil das Menschenweibchen hinter mir stand. Viele fremde Menschen saßen dort und guckten mich an. Es waren so viele, dass ich sie nicht zuordnen konnte. Ich wollte mich gerade richtig umsehen, als mich das Menschenweibchen schon wieder nach draußen zog. Am nächsten Morgen, als sie mich abholte, sind wir wieder zum Haus gelaufen. Jetzt war es leer. Das Menschenweibchen hat gesagt- so Balou, jetzt räumen wir auf! Ich war gespannt, was sie meint. Sie hat Stühle gestapelt und in einen anderen Raum geräumt. Wir sind immer wieder raus aus der Hütte und wieder rein. Das hat Spaß gemacht. Dann wollten wir einen Tisch durch die Tür schieben. Weil sie aber nicht mit ihm durch die enge Tür passte, ist sie über den Tisch geklettert, um ihn weiter zu ziehen, während ich einfach unten durch gelaufen bin. Ich bin wesentlich wendiger als sie. Dann sind wir zusammen in einen Raum gegangen, in dem es unheimlich gut gerochen hat. Ich habe ein Würstchen und Käse bekommen. Das Menschenweibchen nannte es „Resteessen“. Ich mag Resteessen und ich mag es dabei zu sein. Später hat sie mich rausgeschickt, weil sie wischen wollte- was auch immer das heißen mag. Heute war ein besonders spannender Tag. Sie hat mich wieder zu dem großen Platz geführt, aber dieses Mal waren wir nicht alleine, sondern ganz viele unterschiedliche Hunde saßen neben ihren Menschen in einer Reihe. Wir haben uns auch eingereiht. Ein Mann stand separat und sein Hund saß ein Stück weiter von ihm entfernt. Ich habe erstmal gebellt, weil es wieder so eine abstrakte Ausgabe von Hund war. Ich finde die Sorte unheimlich provokant. Die Rute tragen die immer wedelnd steil nach oben und ihre Ohren hängen wie Lappen vom Kopf. Der Mann hat die Mutation dann gerufen und der kam angerannt und setzte sich wedelnd vor ihn. War ja klar. Dieses permanente Wedeln. Er hat doch dem Mann einen Gefallen getan, was freut er sich jetzt so überschwänglich? Belohnt wird er so oder so. Ihr Menschen seid so spendabel mit Belohnungen. Den richtigen Zeitpunkt erwischt ihr selten. Wir verknüpfen die Belohnung nur, wenn sie unmittelbar nach der Handlung erfolgt. Neben mir lag ein Hundemädchen mit einem brummmenden Rüden. Offenbar gehörten beide zu der gleichen Frau. Ich habe aber gleich zurück gebellt, dann war Ruhe. Nun sollte ich auch „Platz“ machen. Ich habe das dann mal gemacht. Das Menschenweibchen hat gedacht, ich mache das aus Gehorsam und hat sich gefreut. Ich hatte aber schon längst die Wurst in ihrer Tasche gerochen und wusste, dass sich das lohnt.

Auf der Wiese waren auch Kleinwüchsige. Ich kann sowas gar nicht als Hund erkennen. Wenn die mich dann auch noch anbellen, werde ich böse. Später sind wir noch Spazieren gegangen. Hinter einem Zaun spielte ein ganz niedliches Hundemädchen mit einem sehr kräftigen Rüden. Als sie mich sahen, kamen sie sofort angerannt. Ich habe mit dem Mädchen geflirtet und der Rüde hat sofort gemerkt, dass er abgeschrieben ist. Wenn ich flirte, achte ich sehr auf meine Körperhaltung. Meine Größe und meine langen Haare kommen dann richtig gut zur Geltung. Dazu bin ich sehr vorsichtig und nicht zu aufdringlich. Das mögen die Damen. Dummerweise hat mich das Menschenweibchen dann weitergezogen und ich musste das Mädchen stehen lassen. Nächstes Mal sehen wir uns hoffentlich ohne Zaun wieder 

 

 
Deutscher Schäferhund Nothilfe e.V.
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