Nur eine alte Geschichte,
nur eine Geschichte wie so viele andere,
nur eine Geschichte die ich nie vergessen werde.
Beginn Mitte 2009:
Im Tierheim Esslingen sitzt seit ca 2 Wochen Cindy, eine 11jährige, liebe Schäferhündin.
Cindy wurde angeblich ca. vor einem Jahr einem Bauernhof abgekauft. Da die letzte Halterin in der Wohnung Halteverbot für Hunde hat- hat sie Cindy sage und schreibe 9 Monate im Keller eingesperrt-bis die Hündin glücklicherweise von jemand entdeckt wurde.
Cindy kam zu uns in einem Zustand-wir dachten nicht daß sie überleben wird.
Mittlerweile ist sie durch gutes Futter usw. wieder etwas zu Kräften gekommen. Aber ihr körperlicher Zustand und ihre Blicke sagen mehr als Worte über Cindy's geschundene und traurige Seele.
Wie man auf den Bildern im Anhang sehen kann, ist die Haut von Cindy überall entzündet. Teilweise löst sich die Haut - darunter war Eiter. Dies wird behandelt- jedoch gibt es immer wieder Rückschläge. Auch aus den Ohren kam Eiter. Die Krallen sind sehr lang. Die Hinterläufe sind sehr schwach.
Cindy ist eine sehr sehr liebe Hündin. Sie verträgt sich mit Hunden, Katzen und ist sehr lieb zu Menschen. Alle Behandlungen lässt sie still schweigend über sich ergehen. Der Tierarzt vermutet eine Auto-Immun-Erkrankung. Natürlich spielt der psychische Zustand von Cindy hier eine sehr grosse Rolle und hier ist der Aufenthalt in einem derzeit überfüllten Tierheim nicht gerade förderlich für sie.
Die liebe Cindy sucht dringend einen ruhigen Platz mit ebenerdigem Eingang und Garten bei sehr tierlieben Menschen, die die Hündin psychisch und physisch wieder aufbauen: Wer kann für Cindy's letzte Zeit in ihrem verbleibenden Leben wieder ein bisschen Sonne und Licht in ihre kaputte Seele scheinen lassen??? Wer kann ihr noch zeigen, daß ein Hundeleben auch schön sein kann??
Bitte melden Sie sich!!!
Birgit Zach, DSH- Nothilfe erfuhr von Cindy, besuchte Cindy im Tierheim und setzte alle Hebel in Bewegung zu helfen, eine Lösung für Cindy zu finden. Nach wahrscheinlich unendlich vielen Telefonaten und Mails fand sie im Juni einen Gnadenplatz im Norden Deutschland für Cindy. Leider konnte Cindy dort erst Anfang August aufgenommen werden.
Was nun? Cindy brauchte Zeit. Zeit für die Pflege ihres Körpers, für die Bäder und das eincremen ihrer vielen offenen Hautstellen. Birgit fand eine "Überbrückung" in Form einer vorübergehenden Pflegestelle für Cindy, wo sie diesen einen Monat zur Überbrückung leben konnte.
Diese Pflegestelle sollte/ wollte ich sein, ich die erst vor einem Jahr ihren Herzenshund verloren hatte, die Angst vor dieser Verantwortung hatte... Durch einige Gespräche mit Birgit und mit dem Tierheim wurde die Angst minmiert und ich fuhr nach Esslingen um Cindy abzuholen.
Einige Pflegehunde hatten bis zur Vermittlung schon bei mir gelebt, ich war also nicht mehr ganz unerfahren. Cindy war anders. Sie lebte nicht. Ihre Augen hatten keinen Glanz, schauten starr ohne wahrzunehmen.
Das Zusammentreffen mit meiner eigenen jungen Hündin war problemlos- Cindy beachtete sie gar nicht. Erst im Haus erwachte sie ein klein wenig aus ihrer Starre. Sie ging von Raum zu Raum, sah sich alles sehr genau an. Im Garten beschnupperte sie jeden Grashalm, war an allem interessiert- außer an den Lebewesen...... durch uns schaute sie einfach nur durch, reagierte gar nicht.
Der dritte Tag bei uns wird für uns unvergesslich bleiben. Cindy fing an mit meiner jungen Hündin zu spielen. Vorsichtig, verhalten aber mit sichtbar mehr Leben als vorher.
Die kleinen Spaziergänge genoß sie, ihr Gang wurde anders. Die Bäder und das, für sie schmerzhafte eincremen ließ sie über sich ergehen. Täglich mussten die Ohren behandelt werden. Cindy schrie vor Schmerz, aber auch dies nahm sie hin ohne sich zu wehren.
Jeden Tag konnte man kleine Fortschritte sehen, jeden Tag wurde sie wacher. Cindy begann zum Spiel aufzufordern, spielte in Omageschwindigkeit mit ihrem Ball. Besucher hatten oftmals Tränen der Rührung in den Augen wenn sie dem Ömchen beim Spiel zusahen. Wir alle hatten das Gefühl das Cindy nachholen möchte, einfach Leben nachholen. Einmal klaute sie ein paar Stücke Kuchen, der auf der Arbeitsplatte in der Küche stand. Wie viel Mühe es sie gekostet haben muss das zu tun- wir waren alle begeistert von unserem kleinen Dieb.
Cindy war unendlich dankbar für alles was sie erleben konnte. Es war einfach eine Freude mit ihr zu leben und sie zu betüddeln.
Drei Tage vor ihrem Umzug in ihre endgültige Gnadenstelle stand sie auf und brach wieder zusammen. Ich half ihr aufzustehen und allem Anschein nach ging es ihr gut. Nach einer Weile des beobachtens schob ich die Angst im Herzen zur Seite und wir gingen los zu unserer kleinen Pipirunde. Cindy war völlig normal, benahm sich normal, lief normal, bis sie ca 150m von unserem Haus entfernt zusammenbrach. Ich trug sie wieder heim, holte mein Auto und fuhr zu unserem Tierarzt. Die sofortige Untersuchung ergab nur das Cindy`s Körper aufgegeben hatte, das sie nicht mehr konnte. Alle Körperfunktionen waren so gut wie eingestellt. Cindy wollte gehen. Die Tierärztin half ihr, so das sie ohne Schmerzen gehen konnte. Cindy ist in meinen Armen eingeschlafen.
Cindy starb Ende Juli 2009, die gesamte DSHN hat mit mir um Cindy getrauert.
Mein Mann sagte etwas für mich sehr tröstliches: ich wusste das sie bei uns gehen wird als ich sie zum ersten Mal gesehen habe. Sie wollte einmal ein Zuhause und Liebe bevor sie gehen konnte- das hat sie beides bekommen.